Was, wenn morgen etwas passiert? – Warum Vorsorge zu treffen für den Ernstfall Fürsorge ist
Für alle, die Vorsorge treffen und Verantwortung übernehmen wollen, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Ein leichter Einstieg für (Familien-)Menschen mit großem Herz – für ein Gefühl von innerem Frieden und Sicherheit
Die Inhalte dieses Blogartikels:
Wenn das Leben plötzlich dazwischenkommt…
Du gibst gerade deine Tochter in der Kita ab, der Kopf voll mit der Einkaufsliste für den Abend, während du nebenbei schon an den Reporting-Termin mit dem Chef in zwei Stunden denkst. Beim Rausgehen spricht dich die Mutter an, mit der du so gerne zwischen Tür und Angel einen netten Plausch hälst. Ihr Blick ist leer, ihre Stimme leise: „Mein Mann Benedikt, … er hat einen Gehirntumor. Bösartig. Mit 38. Vor ein paar Tagen haben wir’s erfahren.“
Oder du stehst als Familienvater samstags beim Tennis, der einzige Termin in der Woche, der nur dir gehört. Bevor du danach wieder zu deiner Familie fährst, erzählt dir dein Spielpartner bei einem schnellen Getränk beiläufig, dass der beste Freund seines Sohnes – gerade mal 18 und ein Jahr vor dem Abitur – an Leukämie erkrankt ist. „Unfassbar“, sagt er, „von einem Tag auf den anderen. Ich kann das als Familienvater eines Gleichaltrigen gar nicht richtig fassen.“
In beiden Momenten bleibt für einen Sekundenbruchteil die Zeit stehen. Ein kalter Schauer. Ein Kloß im Hals. Der Gedanke: „Oh Gott, wenn uns das passiert … ich bin nicht vorbereitet.“
Kennst du dieses Gefühl: Du bist jemand, der Verantwortung übernimmt, jeden Tag. Du denkst mit, kümmerst dich, hältst Dinge zusammen. Im Job, in deiner Familie, im Freundeskreis. Und trotzdem gibt es diesen einen Bereich, den du immer wieder auf morgen verschiebst: Was, wenn mal etwas passiert?
Dieser Artikel ist für dich, wenn du dich oft zwischen Verantwortungsbewusstsein und Überforderung hin- und hergeworfen wiederfindest. Wenn du insgeheim nach einem Gefühl von Klarheit, Struktur und innerer Ruhe suchst – aber nicht weißt, wie du bei all dem Alltagslärm überhaupt starten sollst.
Es geht nicht darum, alles sofort und perfekt geregelt zu haben. Nicht sich rundum mit dem Tod in allen emotionalen Facetten zu befassen. Es geht darum, zeitnah zu beginnen, deinen Liebsten und dir selbst Sicherheit zu geben und das Leben jetzt schon ein wenig leichter zu machen, für dann, wenn es darauf ankommt.
Dieser Artikel gibt dir Halt, Orientierung und konkrete erste Schritte im Vorsorge treffen – ohne zu überfordern.
Gespräche über Lebensthemen schafft Verbundenheit (© Priscilla du Preez on Unsplash)
Teil 1: Warum Vorsorge zu treffen fürs Lebensende so schwer fällt (und das völlig ok ist)
Es ist ganz normal, dass dir das Thema schwerfällt – emotional, organisatorisch und zeitlich. Die meisten schieben es weg, obwohl es innerlich drückt. Diese Aufschieberitis bedeutet nicht, dass du versagst, sondern, dass du Mensch bist. Und genau da setzt ein neuer Weg an.
Warum uns Notfallvorsorge so oft lähmt
Weil sie mit Kontrollverlust verknüpft ist
Der Gedanke an Krankheit, Tod oder plötzliche Notfälle bringt Unsicherheit. Wer kümmert sich? Was ist alles zu erledigen? Was passiert mit den Kindern? Diese Fragen machen Angst – also schieben wir sie erst einmal beiseite.Weil sie unübersichtlich scheint
Patientenverfügung, Notfallordner, Nachlass, digitale Zugänge, kindgerechte Begleitung – was gehört eigentlich dazu? Das Thema wirkt wie ein riesiger, unüberwindbarer Berg ohne klaren Anfang. Spoiler: das werden wir heute ändern!Weil der Alltag keine Luft lässt
Zwischen Meetingmarathon, Elternabend, Yogakurs, Arzttermin und Mental Load bleibt kaum Raum für Tieferes. Selbst wenn du weißt, dass es wichtig ist, fehlt die Energie.Weil niemand darüber spricht
In Familien herrscht oft Sprachlosigkeit – sei es mit dem Partner, den Eltern, im Freundeskreis oder gar mit den Kindern. Und ohne Gespräche wirkt Notfallvorsorge wie ein einsames Projekt ohne zuständiges Team.Weil es emotional unbequem ist
Sich mit dem Lebensende zu beschäftigen, bedeutet auch, sich mit den eigenen Ängsten, der natürlichen Sterblichkeit und der zarten Liebe zu den Liebsten auseinanderzusetzen. Das macht verletzlich und verunsichert ungemein.
Was du daraus mitnehmen darfst:
Wenn dir all das bekannt vorkommt, bist du nicht allein. Es bedeutet nicht, dass du etwas falsch machst. Es heißt nur: Du brauchst einen anderen Zugang. Einen, der menschlich und schaffbar ist. In deinem Alltag, in deinem Tempo und in kleinen Häppchen. Und der mit dem Leben beginnt, nicht mit dem Tod.
Impulsfragen:
Welche Gedanken oder Gefühle steigen in mir auf, wenn ich an Notfallvorsorge denke?
Was hält mich bisher immer wieder davon ab, mich damit zu beschäftigen?
Welche Momente sind es, in denen ich mir mehr innere Sicherheit oder Überblick wünsche?
Welche Verantwortung trage ich alleine – und welche Unterstützung wünsche ich mir dafür?
Was wäre heute schon möglich, ohne dass es mich überfordert?
Die Beschäftigung mit Lebensthemen holt uns aus unserer Komfortzone (© feey on Unsplash)
Teil 2: Neue Perspektive – Vorsorge treffen fürs Lebensende als liebevolle Geste
Notfallvorsorge ist nicht nur Pflicht – sie ist eine wertvolle Gelegenheit, Verantwortung mit Liebe zu verbinden. Es geht nicht darum, alles perfekt zu regeln, sondern die Kontrolle über die Dinge zu übernehmen, die dir und deiner Familie wichtig sind. Eine echte Geste der Fürsorge.
Vorsorge treffen als Akt der Fürsorge und Verantwortung
Für die Familie, nicht gegen das Leben
Vorsorgeplanung ist nicht nur ein organisches To-Do, sondern ein Akt der Liebe und Verantwortung gegenüber deinen Liebsten. Du tust es nicht, weil du ein „Müssen“ verspürst, sondern weil du für sie da sein möchtest – besonders in den schwierigsten Momenten.
Du ersparst ihnen damit Orientierungslosigkeit, Schuldgefühle und Konflikte im emotionalen Ernstfall.
Du schenkst ihnen Klarheit, innere Ruhe (auch dir selbst!), ein Gefühl, das Wesentliche geregelt zu haben.Baue eine Erinnerungsbrücke
Indem du dich mit dem Thema auseinandersetzt, hinterlässt du nicht nur eine gut organisierte Zukunft. Du schaffst neben nüchternen Dokumenten auch Erinnerungen, die deine Kinder begleiten. Deine Werte, deine Fürsorge und deine Verantwortung können in Form von Briefen, Erinnerungen oder Ritualen weitergegeben werden. Vielleicht hast du jetzt gerade beim Lesen dieser Zeilen schon einen Gedankenblitz, dann notiere ihn dir gleich, damit er dir nicht wieder entfällt.Sei der Halt für deine Eltern
Auch wenn es schwerfällt: Deine noch lebenden Eltern werden Unterstützung in den letzten Lebensjahren benötigen – und du kannst für sie der Anker sein. Eine durchdachte Notfallvorsorge gibt dir und ihnen Sicherheit, sollte etwas Unvorhergesehenes passieren. Der Dialog mit ihnen öffnet Türen für tiefere Verbindungen. Das gilt nicht nur für die Situation deiner Eltern, sondern auch für den Fall, dass dir selbst etwas passiert und sie in hohem Alter mit deinem Verlust konfrontiert sind und sich womöglich organisatorisch nicht mehr umfassend mit der Tragweite aller Notwendigkeiten befassen können.Ein klarer Rahmen für dein Zuhause
Wenn du die organisatorischen Hürden meisterst, kannst du die emotionale Last abgeben. Der „Was-wäre-wenn“-Stress weicht dem Gefühl der inneren Sicherheit. Klarheit im Voraus schafft emotionale Entlastung im Ernstfall. Deine Familie wird dir dankbar sein, wenn du diese Entscheidungen getroffen hast – auch wenn sie es heute noch nicht sehen. Und du dir sicherlich selbst auch.
Sich in unbeschwerten Zeiten Halt zu geben baut eine liebevolle Basis für Sicherheit (© Esther Ann on Unsplash)
Was du daraus mitnehmen darfst:
Wenn du Notfallvorsorge als eine liebevolle Geste für deine Familie und dich selbst siehst, wird es leichter, den ersten Schritt zu wagen. Es geht um aktive Gestaltung, um das Gefühl der Fürsorge und der Verantwortung für das, was dir lieb ist.
Impulsfragen:
Wie fühle ich mich, wenn ich daran denke, für meine Familie Verantwortung zu übernehmen, besonders im Zusammenhang mit dem Lebensende?
Welche Erinnerungen möchte ich meinen Kindern hinterlassen? Wie kann Vorsorge dabei eine Rolle spielen?
Welche Gespräche mit meinen Eltern oder meinem Partner wären hilfreich, um Vorsorge gemeinsam zu planen oder zu starten?
In welchem Bereich meines Lebens wünsche ich mir mehr Klarheit und Struktur, die mir helfen könnte, anderen zu helfen?
Wie fühlt sich der Gedanke an die Verantwortung als Akt der Fürsorge an? Gibt es Aspekte, die mir leichter oder weniger leicht fallen könnten, als andere?
Notfallvorsorge als liebevolle Geste für die eigene Familie (© Nathan Dumlao on Unsplash)
Teil 3: Der Einstieg in deine Vorsorge fürs Lebensende in 3 machbaren Schritten
Es muss nicht perfekt sein – der erste Schritt zählt! Du brauchst auch kein Jurastudium, sondern eine Struktur (die bekommst du im Folgenden von mir), Klarheit (Was genau gilt es im Rahmen der Notfall- bzw. Lebensendevorsorge zu regeln?) und ein liebevolles Selbstverständnis für deine Gefühle und Bedürfnisse. Lass uns starten!
Statt sich von der Komplexität dessen was im Todesfall zu regeln ist, überwältigen zu lassen, kannst du mit kleinen, machbaren Aktionen anfangen, die dir und deiner Familie Sicherheit bringen. Du musst nicht alles auf einmal tun – aber du solltest jetzt beginnen.
Einfach mal zu starten wirkt oft wie ein kleiner Lichtstrahl in der Komplexität der Dinge (© Cindy Bartillon on Unsplash)
Schritt 1: Deine Notfall-Zentrale
Das Wichtigste zuerst: du brauchst eine Sammelstelle, eine „Für den Fall der Fälle“-Mappe für die wichtigen Infos: Wo ist was? Wer ist zuständig? Was ist zu tun?
Der zentrale Aufbewahrungsort deiner Notfalldokumente ist dein erster Baustein für mehr Klarheit und Struktur beim Thema Vorsorge treffen. Was passiert, wenn plötzlich etwas Unvorhergesehenes eintritt?
Ein Notfallordner hilft dir dabei, alle wichtigen Informationen für dich und deine Familie zu bündeln. Vielleicht fühlt sich für dich im allerersten Schritt auch erst einmal ein Schuhkarton gut an – gefüllt mit Post-its auf denen du Themen sammelst (ähnlich wie bei der jährlichen Steuererklärung).
Dein Notfallordner (z.B. mit dem einfachen Titel „Wenn was ist“) ist die Notrufzentrale für einen möglichen Notfall. Das Thema Notfallordner verdient einen eigenen Blogartikel, für die Tuchfühlung wollen wir uns auf einen allerersten Überblick konzentrieren.
Er kann Folgendes umfassen:
Wichtige Dokumente: Vollmachten, Versicherungspolicen, Gesundheitsdaten, Organspendeausweis, Testament etc.
Kontaktinformationen: Ärzte, Banken, Menschen, die im Notfall verständigt werden sollen
Passwörter: für Online-Banking, Social-Media-Plattformen etc.
Wünsche für den Fall der Fälle: Vorstellungen von lebenserhaltenden Maßnahmen, wenn du selbst nicht mehr entscheiden kannst (Patientenverfügung), eine Begräbnisplanung, was du dir wünschst und was genau eben auch nicht
Das Erstellen eines solchen Ordners kann anfangs überwältigend wirken. Aber fang einfach an, indem du in einer ruhigen Minute damit beginnst, die ersten Unterlagen zu sammeln – oder erst einmal eine Liste aufzusetzen, was für dich individuell hinein passen würde. Dieser Ordner ist kein ‚schlimmes' Dokument, sondern dein persönlicher Plan der Fürsorge für dich selbst und deine Familie.
Impulsfragen:
Welche Dokumente sind für mich und meine Familie im Notfall am wichtigsten und an welchem Ort könnte ich mit dem Sammeln beginnen?
Wie kann ich mir regelmäßig kleine Fortschritte im Prozess des Zusammenstellens gönnen, ohne das Gefühl zu haben, „alles auf einmal“ erledigen zu müssen?
First Steps: Was du hier und heute bereits tun kannst:
Aufbewahrungsort überlegen (analog/digital, Schublade, Schuhkarton, Kiste, Mappe, ein digitaler Ordner auf deinem Laptop – ganz egal)
erste Notizen, was für dich selbst und deine Familie von Relevanz ist
einen Zettel mit den allerwichtigsten Notfallkontakten in dein Portemonnaie stecken
In einer angenehmen Umgebung klein zu starten ist der erste Schritt (© Kelly Sikkema on Unsplash)
Schritt 2: Deine Wünsche und Werte festhalten
Bevor du in die Tiefe gehst, kannst du dir selbst die Frage stellen:
„Was ist MIR wirklich wichtig?“.
Es geht nicht nur darum, was im Fall der Fälle von deiner bevollmächtigen Vertrauenspersonen (z.B. auch aus dem Freundeskreis) zu tun ist, sondern was du dir für dich und deine Familie wünschst. Du kannst ein kurzes persönliches Dokument oder ein Journal/Tagebuch führen, in dem du deine Werte, Wünsche und Gedanken über das Leben – und darin eingeschlossen das Lebensende – festhältst.
Diese Reflexion kann dir helfen, deine Vorstellungen greifbarer zu machen und dich von der emotionalen Last zu befreien, dass du alles sofort geregelt haben musst. Es geht darum, einen klaren Plan für dich selbst zu erstellen und auf dieser Basis dann weiter zu handeln.
Was du dadurch gewinnst: Indem du dich auf diese drei Schritte konzentrierst, wirst du nicht nur die Komplexität der Vorsorge abbauen, sondern auch das Gefühl der Kontrolle und Fürsorge erleben. Du schaffst Sicherheit, wo vorher Unsicherheit war – und das in einem Tempo, das sich für dich neben all den anderen Terminen im Leben richtig anfühlt. Jede Handlung, auch die kleinste, ist ein Schritt in Richtung der inneren Ruhe und Verantwortung, die du dir wünschst.
Impulsfragen:
Welche Wertemöchtest du in deinem Leben für deine Familie weitergeben?
Welche dringenden Wünsche hast du und was möchtest du unter keinen Umständen? Gibt es etwas, das dir jetzt, hier und heute bereits glasklar ist? Notier es!
First Steps: Was du hier und heute bereits tun kannst:
Erstelle entweder digital eine neue Datei in deinem Schreibprogramm oder beschrifte ein lange ungenutztes Notizbuch mit dem Titel „Was mir wichtig ist“.
Schreibe als aller erste Überschrift „Wenn ich nicht mehr da bin, sollst du wissen, dass …“
Reflektieren über eigene Wünsche und Werte (© Terrillo Walls on Unsplash)
Schritt 3: Gespräche beginnen über Notfallvorsorge
Wer entscheidet für dich, wenn dir etwas passiert und kennen diese Personen deine Haltung, Wünsche und das, was du dir explizit nicht wünschst? Würden sie in deinem Sinne handeln? Und würden sie sich wünschen, dass du in ihrem Sinne handelst?
Oft sind es die unangenehmen Gespräche, die wir aus Unsicherheit oder Angst vermeiden. Doch der Dialog über Vorsorge und Lebensende ist einer der wertvollsten, den du proaktiv starten kannst.
Bevor du jetzt sofort den Gedanken wälzt, dass der Gesprächsbeginn erst dann sinnvoll ist, wenn du konkrete Vorstellungen hast, sehe es aus der „better done, than perfect“-Perspektive. Anzukündigen, dass du dich mit (d)einer Vertrauensperson darüber austauschen möchtest, ist der erste Schritt.
Führe behutsame Gespräche mit deinen Eltern und/oder deinem Partner, deiner Partnerin. Du musst nicht sofort alle Details besprechen, sondern erstmal Raum für ein offenes Gespräch schaffen, in dem es nicht nur um die Organisation geht, sondern auch um das Gefühl der Geborgenheit und der Verantwortung füreinander.
Wenn du jetzt gerade absolut keine Ahnung hast, wie du so ein Gespräch starten sollst, ganz am Ende des Artikels gebe ich dir einige Gesprächsanstöße.
Impulsfragen:
Wie fühlt sich der Gedanke an, mit deinen Eltern, deinem Partner oder deiner Partnerin, deinen Geschwistern oder Freunden über das Thema Lebensende zu sprechen?
Hast du eine Vorstellung davon, was sich deine Partnerin, dein Partner, deine beste Freundin, den Onkel, dein erwachsener Sohn oder deine Chefin wünschen? Was sind ihre Ängste, Hoffnungen und Wünsche?
Welche allerersten Worte könnten dir helfen, ein solches Gespräch zu beginnen?
First Steps: Was du hier und heute bereits tun kannst:
Spür ganz ehrlich in dich hinein, welcher Vertrauensperson du dich anvertrauen würdest und sprich sie an, dass du dich demnächst gerne ganz unverbindlich mit ihr über das Thema Vorsorge fürs den Ernstfall unterhalten möchtest.
Definiere drei Dinge, die jemand jetzt sofort wissen sollte, wenn dir morgen etwas zustößt.
Welcher der drei Schritte fällt dir jetzt gerade als Einstieg am einfachsten?
Hast du eine Idee mit welchem Thema du jetzt gleich für 30 Minuten starten könntest, ohne dich zeitlich und emotional zu überfordern?
Notiere es dir in dein digitales Projektdokument oder dein haptisches Notizbuch als Überschrift und brainstorme mindestens drei Stichpunkte. Und danach gönne dir eine leckere Limonade oder eine Tasse Cappuccino.
Ein offener Austausch über Vorsorge am Lebensende als erster mutiger Schritt (© Brooke Cagle on Unsplash)
Teil 4: Was entsteht, wenn du Vorsorge für den Ernstfall triffst und dich kümmerst
Die ersten Schritte in deine konkrete Vorsorge sind kein dunkler Schlusspunkt, sondern ein liebevoller Startpunkt. Was heute nach schwieriger Verantwortung klingt, wird morgen zur Quelle von Klarheit, Verbindung und innerem Frieden – für dich selbst und deine Familie oder bevollmächtigte Vertrauensperson.
Was entsteht, wenn du dich kümmerst
Ein Gefühl von innerer Ruhe
Du kannst besser schlafen. Du weißt: Wenn morgen etwas passiert, gibt es keine unnötige Panik, keine überfordernden Fragen. Du hast dafür gesorgt, dass deine Familie entlastet ist.Ein Raum für tiefere Gespräche
Das Thema Lebensende kann zu einem Türöffner werden – für echte Gespräche, gemeinsame Werteklärung, Nähe und Verständigung. Du schaffst ein Klima, in dem auch andere sich öffnen dürfen.Ein bewussteres Miteinander
Wer sich mit der Endlichkeit auseinandersetzt, lebt gegenwärtiger. Du wirst achtsamer für das, was zählt: geteilte Zeit, unausgesprochene Liebe, kleine Gesten im Alltag, magische Mikromomente im Alltag und nicht nur im Urlaub.Ein Vermächtnis, das weiterwirkt
Nicht nur dein Besitz, sondern deine Worte, deine Haltung, dein Mut zur Fürsorge – all das bleibt. Du schenkst deinen Kindern oder Freundinnen nicht nur Sicherheit, sondern bist auch ein echtes Vorbild.
Was du daraus mitnehmen darfst:
Vorsorge ist kein Abgeben von Kontrolle – sondern ein Geschenk an dich selbst und deine Familie. Sie stärkt Beziehungen und schenkt dir inneren Frieden. Gleichzeitig trägt sie auch zu deiner inneren Reifung bei und legt den Samen für wachsendes Vertrauen zu den Menschen, die dir am wichtigsten sind.
Die Auseinandersetzung mit den relevanten Vorsorgethemen schenkt dir ein Gefühl von innerer Ruhe (© Lina Trochez on Unsplash)
Etwas in dir wächst mit, wenn du Verantwortung übernimmst. Vorsorge für den Ernstfall ist Persönlichkeitsentwicklung. Du spürst: Du kannst handeln – liebevoll, in deinem Tempo und mit vollem Herzen. Das macht dich nicht nur stärker, sondern auch gelassener.
Die Themen Tod und Abschied verlieren ihren Schrecken, wenn du merkst, wie viel Kraft und Lebendigkeit in einem bewussten Umgang damit liegt. Vielleicht wirst du sogar andere Menschen ermutigen – weil du nicht nur Vorsorge fürs Lebensende betrieben hast, sondern weil du mit einer Haltung durchs Leben gehst, die ausdrückt: „Ich übernehme Verantwortung mit offenem Herzen.“
Impulsfragen:
Wie fühlt es sich an, zu wissen, dass deine Liebsten im Ernstfall auf deine Fürsorge bauen können?
Was würdest du dir selbst in zehn Jahren rückblickend wünschen, getan oder gesagt zu haben?
Welche Beziehung in deinem Leben könnte durch ein offenes Gespräch über Wünsche und Sorgen noch wachsen?
Welche Werte willst du deinen Kindern (oder Nichten, Neffen, Patenkindern) und Freundinnen mitgeben – auch über dein Leben hinaus?
Was verändert sich in deinem Alltag, wenn du beginnst, nicht nur zu planen, sondern bewusster zu leben?
Sich Schritt für Schritt dem Thema Vorsorge treffen anzunähern, füllt das unbeschriebene Blatt mit Gedanken, Wünschen und Gesprächsanstößen (© Fiona Murray Degraaff on Unsplash)
Bonus: Fünf Gesprächsanstöße für die Vorsorge für den Ernstfall
Es ist wundervoll, wenn du bis hierher gelesen hast und noch dabei bist, denn das zeigt, dass du am Thema dran bleiben möchtest. Falls du, wie oben im dritten Schritt von Teil 3 erwähnt, das Thema Vorsorge fürs Lebensende gerne in einem Gespräch mit einer dir vertrauen Person aufgreifen möchtest und dich sehr unsicher in der Wortwahl fühlst, gebe ich dir gerne ein wenig Schützenhilfe.
Bei unangenehmen Gesprächen ist oft der Einstieg das wirklich Herausfordernde, oder? Dem wollen wir Abhilfe schaffen. Daher gebe ich dir im Folgenden fünf exemplarische Formulierungen, wie du in Gespräche einsteigen kannst, wenn du deinen Liebsten mitteilen möchtest, dass du einen ersten Schritt beim Thema Vorsorge fürs Lebensende wagen möchtest:
„Ich hab vor Kurzem einen Artikel gelesen, der mich zum Nachdenken gebracht hat. Hast du dir schon einmal Gedanken gemacht, was wäre, wenn…? Vielleicht könnten wir mal gemeinsam überlegen, was uns wichtig ist. Nicht aus Angst, sondern weil es mir für uns wichtig ist, dass wir uns nicht überrumpeln lassen.“
„Wenn mir morgen was passieren würde – was würdest du wissen wollen? Könnten wir mal in Ruhe schauen, welche Dokumente es bei uns gibt – und ob jemand weiß, wo alles liegt?“
„Ich hab neulich was gelesen über Notfallvorsorge / Patientenverfügung / Vorsorgevollmacht / plötzliche Diagnosen / … gelesen. Ich frag mich, wie du dir ein gutes Lebensende vorstellen würdest – und was du auf keinen Fall möchtest.“
„Was denkst du eigentlich über Patientenverfügungen? Ich frage, weil ich gerade überlege, selbst eine zu machen. Ich glaub, ich will dazu was aufschreiben und würde mich freuen, wenn wir uns dazu danach austauschen. Wann hast du Zeit?“
„Ich hab überlegt, was ich meinen Kindern sagen möchte – auch für den Fall, dass ich’s nicht mehr kann. Hast du schon einmal mit deinen Kindern gesprochen?“
Heute ist ein guter Tag, um anzufangen
Vielleicht hast du diesen Artikel mit einem leisen Unwohlsein begonnen. Vielleicht mit dem Gefühl: „Ich müsste eigentlich mal…“ Jetzt hast du erste Schritte kennengelernt, neue Perspektiven eingenommen und gesehen: Vorsorge ist kein kalter Akt der Organisation – sondern ein warmer Ausdruck von Liebe.
Du hast mehr geschafft, als du denkst, wenn du diese ersten Schritte gehst. Du musst nicht alles auf einmal und mit vollkommener und allumfassender Perfektion tun. Aber du darfst anfangen – heute.
Das Wertvollste, das du dir mitnehmen kannst, ist:
Innere Ruhe: Du hast Verantwortung übernommen – auf deine ganz individuelle Weise
Persönlichkeitsentwicklung: Du wirst klarer, verbundener, gestärkter – nicht nur für den Ernstfall
Beziehungspflege: Du wirst offener mit Partner:in, Eltern, Kindern und deinen Freundinnen und Freunden sprechen können
Wirkung über den Tod hinaus: Du hinterlässt etwas Wertvolles – nicht nur Regeln, Hab und Gut, sondern Erinnerungen, Werte und dein geordnetes Herz
Wenn dich mehr zum Thema interessiert, abonnier dir gerne meinen Newsletter. Darin begleite ich dich auf deinem Prozess mit Reflexionsfragen, Journalling-Impulsen und kleinen Extras, wie Lesetipps, Empfehlungen für Bücher, Podcasts und Mini-Übungen, die du mühelos in deinen Alltag integrieren kannst. Und das allen in deinem Tempo und in machbaren Häppchen für deinen Alltag ohne zu überfordern.
Du musst nicht bereit für den Tod sein – aber du kannst heute beginnen, deine Fürsorge sichtbar zu machen.
Alles Liebe für dich und deine Liebsten,
Deine Kathrin